Als Akademiker:in ist man es gewohnt, in bestehende Institutionen hineinzuwachsen und diese nutzen zu lernen. Das fängt bei Studiengängen an, geht über Projekte bis hin zu akademischen Einrichtungen wie Zeitschriften, Fachgesellschaften oder Universitäten.
Mit zunehmender Kenntnis der VWL wurde mir deutlich, dass ich im Gros ihrer etablierten Institutionen meinen Fragen und Motivationen nicht würde nachgehen können. Statt das Feld deswegen zu verlassen, gestalte ich seitdem gemeinsam mit Anderen Institutionen für neues ökonomisches Denken und Handeln. Chronologisch gesehen beginnt diese Reise ganz unten auf dieser Seite.
Im Zeichen von Klima- und Biodiversitätskrise, grassierenden sozialen Ungerechtigkeiten und dem Ausbleiben politischer Visionen arbeiten die aus dem Netzwerk Plurale Ökonomik heraus entstandenen Economists 4 Future seit 2019 an einer zukunftsfähigen Ökonomie und Ökonomik.
Die Veröffentlichung eines Aufrufes zur überfälligen wirtschaftswissenschaftlichen Lehrreform angesichts der COVID19-Pandemie bildete den Startschuss für die deutschsprachige Gruppierung. Hier beteiligte ich mich u.a. an institutioneller Festigung und der Pressearbeit.
Mitten in der Suche nach einem geeigneten Master-Studiengang wurde ich gemeinsam mit Kommiliton:innen von Silja Graupe und anderen dazu eingeladen, zukunftsfähiger Bildung einen vollständig neuen akademischen Ort zu geben.
Die Gründung, der Aufbau und die Etablierung der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung begleite ich seit 2013 in verschiedenen Rollen: als Studierender, studentischer Mitarbeiter, Projektmitarbeiter und Doktorand.
Neben den zahlreichen inhaltlichen Lernprozessen, die ich im Studium und durch die Einbindung in eine diverse und trotzdem geeinte Forscher:innengemeinschaft sammeln durfte, konnte ich hier unschätzbare Erfahrungen im Hinblick auf die Möglichkeiten und Grenzen der Institutionalisierung neuer ökonomischer Bildung sammeln.
Die Hochschule gehört heute zu den seltenen institutionellen Ausnahmen, wo neue ökonomische Inhalte mit neuen ökonomischen Formen verbunden und praktiziert werden.
Nach der Durchführung einer selbstorganisierten Ringvorlesung zum Neoliberalismus gründete ich gemeinsam mit Kommiliton:innen im Sommersemester 2012 an der Universität Bayreuth den AK Plurale Ökonomik. Im Folgesemester führten wir eine Ringvorlesung durch, die daraufhin Modellcharakter entwickeln sollte. Als Plurale Ökonom:innen Bayreuth hat die Initiative bis heute Bestand und trägt maßgeblich zur Verbesserung des Bayreuther Ökonomie-Studiums sowie zu dessen Orientierung an aktuellen Fragestellungen bei.
Nicht nur die Inhalte, sondern auch die Formen gegenwärtiger ökonomischer Bildung bergen großen Reformbedarf. Einer integrierten Verbesserung ökonomischer Bildung an Schulen und Hochschulen verschreibt sich die Gesellschaft für sozioökonomische Bildung und Wissenschaft (GSÖBW). Ihr gehöre ich seit 2016 an und gestalte sie seitdem mit, etwa als Mit-Initiator und Ko-Sprecher der Sektion ‘Sozioökonomische Hochschullehre’.
Zur Springer VS-Reihe der GSÖBW durfte ich bereits mehrfach beitragen.
Eine wachsende studentische Bewegung für die Reform ökonomischer Bildung führte im Sommer 2012 zu einem ersten Konvergenztreffen von Arbeitskreisen aus ganz Deutschland. Neben einem Offenen Brief wurde dort die Durchführung der Ersten Pluralistischen Ergänzungsveranstaltung zur Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik initiiert, die ich gemeinsam mit Christoph Freydorf, Theresa Steffestun und Helge Peukert federführend organisierte.
Auf der darauffolgenden Mitgliederversammlung des AK Real World Economics im Januar 2013 beschlossen Studierende und Nachwuchswissenschaftler:innen die Gründung des Netzwerks Plurale Ökonomik, dessen Vorstand ich von 2013 bis 2014 angehörte. Beteiligt war ich hier außerdem an der Konzeption der Kampagne PluraloWatch.
Das Netzwerk hat sich seitdem durch das ehrenamtliche und zunehmend hauptamtliche Engagement zahlreicher Studierender als zentraler Change Agent ökonomischer Bildung und Forschung im deutschsprachigen Raum etabliert. Darüber hinaus bildet es eine wichtige Säule der internationalen Vernetzung von Studierendengruppen.